Rückzugsräume für Eidechse & Co
Alte Tradition im Sinne der Natur
Trockenmauerwerke sind wichtige Biotope für zahlreiche Pflanzen und Tiere. In den Fugen findet man besondere Pflanzengesellschaften, die sich an extreme Standortbedingungen angepasst haben. Sie bieten des Weiteren einen wertvollen Lebensraum für verschiedene wärmeliebende Tierarten, beispielsweise für Eidechsen, Erdkröten, Wildbienen und Laufkäfer.
Trockenmauern in landwirtschaftlichen Terrassenkulturen unterstützen den Bodenschutz, indem sie den Bodenabtrag durch die Erosionswirkung des Wassers vermindern. Der Niederschlag versickert langsam hinter der Trockenmauer im Boden, so dass das Wurzelwerk der Pflanzen das Bodenwasser allmählich aufnehmen kann und der Oberflächenabfluss reduziert wird. Da das Mauerwerk der Trockenmauer nicht verfugt ist, kann das Wasser bei anhaltendem Niederschlag, der zu einer Sättigung des Bodenraums führt, zwischen den Lesesteinen austreten, ohne großen Druck auf das Gemäuer auszuüben.
Ein wichtiges Ziel des Naturschutzes ist, Trockenmauern in einer traditionell gewachsenen Landschaft zu erhalten. Besonders durch Maßnahmen der Flurbereinigung, die oft eine Neugestaltung ganzer Feldfluren bedeuten, gehen viele Trockenmauern verloren. Als Ausgleich werden zuweilen Gabionen gebaut, die aber nach Ansicht mancher Experten aus Naturschutz-Sicht kein gleichwertiger Ersatz für Trockenmauern sind.
Ein indirekter ökologischer Nutzen besteht darin, dass Trockenmauern im Prinzip ohne externe Materialien wie Zement, Sand und Metall oder Fremdenergie errichtet werden können. Nur bei hohen Mauern z. B. ab 5 m schwindet dieser Vorteil, da andere Techniken oft viel weniger Material oder Arbeitsaufwand benötigen.
Unsere Bewohner
Artenvielfalt
Die Trockenmauern bieten vielen Lebewesen einen otimalen Lebensraum. Aber auch verschieden Pflanzen sind nicht zu verachten.
Viele Spinnen, Käfer und Spitzmäuse finden Verstecke im Steinhaufen. Erdkröten und Molche suchen an feuchten Stellen zwischen den Steinen tagsüber Zuflucht.
Mit viel Glück siedeln sich auch seltene Bewohner in einer Trockenmauer an. Dazu zählen zum Beispiel die Ringelnatter, Erdkröten und Blindschleichen.
In einer Trockenmauer finden sich neben den großen Tieren wie Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren auch rasch unterschiedliche Insekten, Asseln und Spinnen ein. Damit steht den in Ihrem naturnahen Garten beheimateten Vögeln eine weitere Nahrungsquelle zur Verfügung.
In schattigen Bereichen wachsen Lerchensporn (Corydalis), Leinkraut (Linaria), Tüpfelfarn, Waldsteinie, Zimbelkraut, Gänsekresse oder Moos-Steinbrech. Auch Kräuter eignen sich für die Steinmauer-Bepflanzung, denn die Steine einer Trockenmauer wärmen sich bei Sonnenschein auf.
Am 28. November 2018 wurde der Trockenmauerbau in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Diese umfasst z.B. Trockenmauerwerke in Kroatien, Zypern, Griechenland, Italien, Slowenien, Spanien, Frankreich, Österreich und in der Schweiz.