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Marl - Bergbautradition

Die Bergbaustadt

Bereits 1899 stieß man bei Schürfbohrungen auf Steinkohle. Der Bergbau in Marl war geboren. 1904 zählte man dann schon 234 Bergleute in Marl. 1907 betrug die Jahresförderung bereits 156.000 Tonnen Kohle. Im Jahr 1921 erreichte die Belegschaft der Zechen mit 3953 Bergleuten einen vorläufigen Spitzenwert. Sie förderten ca. 3.100.000t Rohstoffe pro Jahr. 2015 endete die Ära des Bergbaus in Marl. 3800 Bergleute stellten nach über 116 Jahren die Förderung ein. Am 21.Dezember 2018 schloß dann auch die letzte Zeche im Ruhrgebiet.

Die Zeche in Marl

Auguste Victoria

Fakten und Informationen

Auguste Victoria

Namensgebung

Namenspatin der Schachtanlage war Prinzessin Auguste Victoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg VA als Gemahlin Wilhelms II. die letzte deutsche Kaiserin und Königin von Preußen.

Was wurde außer Kohle gefördert

Eine Sonderstellung nimmt die Zeche beim Erzabbau ein. Ein in einer Störung (Tertius-Sprung) zufällig erschlossenes Lager von Blei-Zinkerzen wurde bis 1962 abgebaut und lieferte in den 1950er Jahren knapp 20% der deutschen Förderung.

Unfälle unter Tage

Auguste Victoria galt als eine der sichersten Bergwerken.

1912 starben drei Bergleute durch Steinfall, 1924 vier bei einem Seilfahrtunglück und beim Einbruch von Schacht 3 1927 fünf Bergleute

Schacht 1/2

Der alte Schacht 1 geriet 1901 beim Abteufen bei 40 m in eine Schiefstellung, die nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Er wurde 1903 aufgegeben.

Der bis dahin Schacht 2 benannte Schacht wurde in Schacht 1 umbenannt und ein neuer Schacht 2 geteuft.

Im Schacht 2 wurde eine Solequelle erschlossen, die ab 1910 für ein Solebad genutzt wurde. Dieses war bis Anfang der 1960er Jahre in Betrieb. Neben der Kohle wurde an diesem Standort auch das Erz aufbereitet, das ab 1936 abgebaut wurde.

Schacht 3

Beim Abteufen von Schacht 3 wurde das Gefrierverfahren angewandt. Es konnte aber nicht verhindern, dass gleich nach der Fertigstellung 1927 Schwimmsand einbrach und der Schacht samt Förderturm zu Bruch ging. Es bildete sich ein wassergefüllter Trichter.

Schacht 4/5

Die Anlage 4/5 sollte eigentlich die Kohlen im südlichen Feld abbauen. Beim Auffahren einer Verbindungsstecke zum Schacht 1/2 wurde in der Störungszone des Blumenthalsprungs zufällig ein Erzlager (Blei/Zink) entdeckt. Das Erz wurde ab 1937 hier gefördert und am Schacht 1/2 aufbereitet, die Kohleförderung eingestellt. Somit entstand eine reine Erzzeche. Das Betriebsgelände blieb daher relativ klein. 1962 endete der Abbau wegen Unrentabilität und bis auf den Schacht 4, der weiter Wetterschacht blieb alle Gebäude abgerissen.
Im Fördermaschinenhaus von Schacht 4 befindet sich heute ein Museum zum Erzabbau. Das als Denkmal erhaltene Gerüst erhielt als Komplettierung wieder ein Förderseil, das i.d.R. nicht wieder aufgelegt wird.

Schacht 6

Der Schacht 6 wurde zur Erschließung des nordöstlichen Grubenfelds als Luftschacht abgeteuft. Von 1958 bis 1994 fanden auch Seil- und Materialfahrt statt.

Schacht 7

Schacht 7 wurde ab 1957 in unmittelbarer Nähe von Schacht 3 geteuft. Er wurde als Förderschacht mit einer Skipanlage ausgestattet

Schacht 8

Mit dem Abteufen von Schacht 8 erfolgte die Konzentration aller Aktivitäten auf das Nordfeld. Er war der zentrale Seilfahrtschacht. Direkt in der Lippeaue gelegen sollte er das Landschaftsbild möglichst nicht beeinträchtigen.

Schacht 9

Der nördlichste aktive Schacht im Ruhrgebiet war Auguste Victoria 9. Er liegt versteckt in einem Waldgebiet und hat nur die für einen Wetterschacht nötigen technischen Einrichtungen. Ein Schachtgerüst war nicht vorhanden, nur eine Befahrungsmöglichkeit für Wartungsarbeiten. Der Betrieb lief automatisiert.

Schachtdaten
Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Kokerei
AV 1 alt 1899   1903 40  
AV 1 (2) 1900 1906 1967 1176 1908 - 1966
AV 2 1903 1905 1967 1187  
AV 3 1925 1937 2016 1035  
AV 4 1928 1929 1967 830  
AV 5 1930 1931 1967 705  
AV 6 1950 1952 2007 829  
AV 7 1957 1960 2015 1260  
AV 8 1963 1967 2016 1296  
AV 9 1987 1990 2016 1330